Der Club

An Dichterlesungen, Autorenabenden, Literaturdebatten herrscht gegenwärtig in Zürich gewiss kein Mangel. Es werden Stars der deutschsprachigen oder internationalen Literaturszene präsentiert. Daneben ermöglichen zahlreiche Veranstalter an unterschiedlichen Orten Begegnungen mit heutigen Autor*innen.

 

Das war nicht immer so. Der Lesezirkel Hottingen, 1882 gegründet, aus dem der Literarische Club Zürich hervorgegangen ist, besass während Jahren bis zum Beginn des ersten Weltkriegs sozusagen ein Monopol als Veranstalter literarischer Abende. Man konzentrierte sich damals und auch später auf grosse Namen, wie Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Karl Kraus, Paul Valéry, Pirandello etc. Der Lesezirkel führte neben dem Vertrieb von Lesemappen mit Illustrierten und literarischen Zeitschriften eine Leihbibliothek, veranstaltete in der Tonhalle, im Grand Hotel Dolder und im Baur au Lac pompöse Kostümfeste, bei denen der gesellschaftliche Aspekt den künstlerischen Ausgangspunkt mehr und mehr umhüllte.

 

1902 wurde innerhalb des Lesezirkels als Untersektion der Literarische Club gegründet, der sich in bescheidenerem Rahmen auf das Kernanliegen der Literaturvermittlung beschränkte und auch damals weniger berühmte Dichter einlud, etwa den jungen Hermann Hesse. Schweizer Autoren, wie Robert Walser, Meinrad Inglin, Albin Zollinger, Charles Ferdinand Ramuz sind hier im Laufe der Jahre aufgetreten.

 

Als der Lesezirkel 1941 wegen Überschuldung liquidiert werden musste, überlebte der Literarische Club. Woraus leitet er heute seine Existenzberechtigung ab? Was unterscheidet seine Abende von den vielen Konkurrenzangeboten?

 

 

Die Club-Mitglieder sind mit ihrem bescheidenen Jahresbeitrag – neben der Stadt Zürich und der Stiftung Felsengrund – die Sponsoren; Gäste sind jederzeit willkommen und bezahlen einen bescheidenen Eintrittspreis.

 

Traditionell gibt es 10 Veranstaltungen pro Saison, die überwiegend schweizerischen und deutschsprachigen Autorinnen und Autoren gewidmet sind, je eine Veranstaltung ist dem frankophonen und dem italienischen/rätoromanischen Bereich vorbehalten.

 

Das Programm wird von den Vorstandsmitgliedern verantwortet und moderiert. Auswahlkriterium ist nicht Prominenz, sondern Qualität, Eigenständigkeit und Substanz. Mehr dazu finden Sie unter «Programmgestaltung».

 

Im Anschluss an die Veranstaltungen können sich die Anwesenden mit der Autorin oder dem Autor, den Vorstandsmitgliedern und untereinander in ungezwungener Atmosphäre bei einem Apéro unterhalten.

 

Der Literarische Club Zürich war seit der Gründung 1902 mit seinen Veranstaltungen schon an diversen Orten zu Gast. Seit Januar 2024 finden unsere Veranstaltungen im geschichtsträchtigen Cabaret Voltaire an der Spiegelgasse 1 statt, wo die Dada-Bewegung gegründet wurde. Ein gemütlicher Raum, zentraler gelegen als zuvor das GZ Hottingen, mit professioneller Sound- und Lichtanlage und Barbetrieb.

 

Wir würden uns freuen, Sie bei der nächsten Veranstaltung begrüssen zu dürfen!

 

Bild: Einträge in Gästebuch


Dieses Buch von Conrad Ulrich gibt anschaulich Einblick in die Geschichte des Lesezirkels Hottingen, der Ursprung des Literarischen Clubs Zürich von heute. Das Buch ist vergriffen aber in Bibliotheken oder bei der Nationalbibliothek Bern ausleihbar.